Alle Wege führen nach Recz - Teil 2 des Rallye-Rückblicks
Haben Sie inzwischen herausgefunden, wo Recz liegt? - War ja knapp ein Tag Zeit. Aber keine Sorge, dass gehört nicht zum Grundwissen Geographie. Recz ist eine mittelgroße polnische Stadt, relativ weit im Norden und ca. 70km von der Grenze bei Stettin entfernt. Laden Sie Ihre Familie doch mal zu einem Urlaub nach Recz ein. "Theo - Wir fahr´n nach Recz!" - Dort erwartet Sie leider aber kein Disneyland und auch kein großer Familienfreizeitpark mit Buden, Börek, Baklava - Sondern einer der größten Truppenübungsplätze Europas. Zugegebenermaßen ein ideales Terrain für Offroad-Aktivitäten der anspruchsvolleren Art. Um das Camp zu finden, führt der Weg nördlich von Recz nach Glembokie. Es war schon duster und goss in Strömen, als wir letzte Woche Mittwoch in Recz ankamen. Da der Patrol zu dem Zeitpunkt schon über keine funktionierenden Scheinwerfer mehr verfügte, fuhren wir Nebenstrassen (unwirkliche enge Waldpfade) und verwendeten die Dachlampen.
Aber der Reihe nach, denn eigentlich sind wir ja noch im Camp bei Zagan. Um es mal klar zu sagen: Ich hasse diesen riesigen Sandplatz bei Zagan - Es ist die Hölle für Motorfahrzeuge auf Erden. Weichgfahrener Sand, unendlich tief und weit. Jedesmal wenn wir dort fahren, kocht fast der Kühler über und wir kommen kaum voran. Wir sind dort die zweite und dritte Etappe gefahren. Es war noch relativ trocken aber schon sehr anstrengend. Das hing sicher auch damit zusammen, dass uns kurz vor Ende der zweiten Etappe, die wir bis dahin sehr gut durchgefahren waren, der Kühlkreisplauf geplatzt ist. Eigene Schuld, eine Schelle war nicht wirklich fest und die Verbindung durch eine bespannte Aufhängung eh anfällig. Zum Glück war genug Wasser an Bord, um das System wieder aufzufüllen und weiter zu fahren. Die Strecke ging über ca. 100km durch Wälder, natürlich massig viel Sand und ein "paar" Flussquerungen - Wie sollte es anders sein.
Etappe 3 - Die Ruhe vor dem Sturm (vor der Hannibal-Etappe) - Sollte eigentlich nur 85km haben. Es waren 65km unseres Versagens. Schon am Anfang vernavigierten wir uns und es löste sich eine zweite Schelle am Kühlsystem, wir verloren alles Wasser und mussten innerhalb von ca. 80min etwa 30L einfüllen. Da der Motor heiß war und das Wasser sofort zu kochen begann, bildeten sich auch umgehend Gasblasen und ein entlüftetes Auffüllen in Kürze war unmöglich. An dieser Stelle auch Dank ans Team Carhop mit dem Islander für die 20L Wasser. Als sicherlich fast letzte, ging es weiter gen Ziel. Sand, nochmals Sand, wieder Sand, Schlamm und so weiter. Nach 65km waren wir vollkommen am Ende und Heureka - Am letzten Checkpoint sagte man uns, dass die Etappe wegen Roadbookfehlers hier nun vorzeitig beendet wäre. 65km gefahren und schon komplett platt - Was sollte erst am nächsten Tag passieren, wenn es auf eine 465km Etappe mit 310km in Wertung geht? Ratlosigkeit, doch erstmal ging es zurück ins Camp. Eine warme Dusche und heiße Nutellamilch von unserem Servicler und Barista Holger später, fasste man auch wieder Mut. Der Patrol brauchte viel Zuneigung, insbesondere die Achse machte uns vorne noch Sorgen. So schweissten wir im Regen auf die unterste Blattfederlage kleine 1cm Stahlspacer, um eine frühere Progression zu erreichen. Zwischenzeitlich gingen wir auch mal zum Abendbrot und lauschten Klaus Leiheners (Orga der Rallye) Einstimmung zur kommenden Marathonetappe.
6.00 Uhr - Der Wecker klingelt, noch ist es trocken. Cappuchino, Stulle mit Käse und Wurst, alles fertig machen -ganz in Ruhe- und dann ab zum Start. Durch unser sensationell schlechtes Ergebnis am Vortag, starteten wir auf Platz 130 (ca.) und hatten also viel Zeit. Kurz vorm Start fing dann auch der Regen an. Wir starteten direkt auf meinem verhassten Sandplatz und fuhren, wie sollte es anders sein, erstmal durch viiielll Sand. Dann schlängelte sich der Kurs immer weiter zielstrebig gen Norden und nach ca. 10km kam eine Navigationsschikane (Kompasskurs auf freier Fläche), wo wir ca. 20-30 Teilnehmer wiedertrafen, die alle vor uns gestartet waren und wie ein emsiger Bienenhaufen hin- und her fuhren, immer auf der Suche nach dem richtigen Weg. Dies war eine unserer ersten Sternstunden, denn ich ließ Patrick nicht irgendwelche Spuren fahren, sondern navigierte abseits aller Wege stur nach Roadbook - Direkt über kleine Gräben, Büsche, Wiese, Gras. Und et voila - Wir waren richtig, hatten mit einem mal viele Teams überholt und waren wieder gut im Rennen. Ab dann ging es mit Freude und Enthusiasmus weiter gen Ziel, welches wir nach insgesamt 120km auch erreichten. Durch zwei Flussquerungen und ein verdammt tiefes, dreckiges und stinkendes Schlammloch, waren wir beide pitschenass, der Terratrip Rallyecomputer war ausgefallen und der Scheibenwischer versagte auch seinen Dienst. - Was letztendlich ganz schlecht war, denn es folgte strömender Regen und andauernd spritzende Schlammbäche, die ein Fahren ohne Wischanlage quasi unmöglich machten. Wir kamen also dann doch etwas später als geplant ins Zwischenziel, jedoch noch weit vor vielen anderen Fahrzeugen, die wir überholt hatten. Das nächste 30km Teilstück fuhren wir nach Gefühl - Ohne Terratrip und mit einer auf die Motorhaube geschraubten Fischbüchse, die dem Scheibenwischer als Anschlag diente und ihn wieder am Laufen hielt. Da die Sonne mittlerweile schien, waren wir auch weitestgehend getrocknet. 5km vor dem Ziel kam es dann erneut zum kleinen Gau. Wie sollte es anders sein - das Kühlsystem streikte. Diesmal gab es einen Riss im Originalschlauch von der Wasserpumpe zum Wasserkühler, bei dem unter Druck Wasserdampf herausschoss. Wir standen also mal wieder 45min am Rand, füllten Wasser nach, dass uns französische Kollegen liehen und welches direkt aus einem dreckigen Bach kam, fuhren weiter und kamen um 17.31 Uhr im Ziel an.
Die Überführung zum dritten Teil der Marathonetappe war mit 5h angegeben. Wir würden also um 22.31 Uhr in die restlichen 150km schweres Gelände starten und das auch noch (wie sich später herausstellte) bei wolkenbruchartigen Regengüssen. Irgendwo ist aber auch Schluss mit Spass. Unser Kühlsystem war eh im Eimer, unsere Startzeit Stunden zu spät und so beschlossen wir, unsere Bordkarte beim nächsten Start abzugeben, den Teil sausen zu lassen und direkt ins Camp zu fahren - Wo wir wieder am Anfang der heutigen Geschichte wären: Wir fahren nach Recz!
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es im dritten Teil meines Rallye-Review-Blogs heißt: "140 Wagen westwärts"
Haben Sie inzwischen herausgefunden, wo Recz liegt? - War ja knapp ein Tag Zeit. Aber keine Sorge, dass gehört nicht zum Grundwissen Geographie. Recz ist eine mittelgroße polnische Stadt, relativ weit im Norden und ca. 70km von der Grenze bei Stettin entfernt. Laden Sie Ihre Familie doch mal zu einem Urlaub nach Recz ein. "Theo - Wir fahr´n nach Recz!" - Dort erwartet Sie leider aber kein Disneyland und auch kein großer Familienfreizeitpark mit Buden, Börek, Baklava - Sondern einer der größten Truppenübungsplätze Europas. Zugegebenermaßen ein ideales Terrain für Offroad-Aktivitäten der anspruchsvolleren Art. Um das Camp zu finden, führt der Weg nördlich von Recz nach Glembokie. Es war schon duster und goss in Strömen, als wir letzte Woche Mittwoch in Recz ankamen. Da der Patrol zu dem Zeitpunkt schon über keine funktionierenden Scheinwerfer mehr verfügte, fuhren wir Nebenstrassen (unwirkliche enge Waldpfade) und verwendeten die Dachlampen.
Aber der Reihe nach, denn eigentlich sind wir ja noch im Camp bei Zagan. Um es mal klar zu sagen: Ich hasse diesen riesigen Sandplatz bei Zagan - Es ist die Hölle für Motorfahrzeuge auf Erden. Weichgfahrener Sand, unendlich tief und weit. Jedesmal wenn wir dort fahren, kocht fast der Kühler über und wir kommen kaum voran. Wir sind dort die zweite und dritte Etappe gefahren. Es war noch relativ trocken aber schon sehr anstrengend. Das hing sicher auch damit zusammen, dass uns kurz vor Ende der zweiten Etappe, die wir bis dahin sehr gut durchgefahren waren, der Kühlkreisplauf geplatzt ist. Eigene Schuld, eine Schelle war nicht wirklich fest und die Verbindung durch eine bespannte Aufhängung eh anfällig. Zum Glück war genug Wasser an Bord, um das System wieder aufzufüllen und weiter zu fahren. Die Strecke ging über ca. 100km durch Wälder, natürlich massig viel Sand und ein "paar" Flussquerungen - Wie sollte es anders sein.
Etappe 3 - Die Ruhe vor dem Sturm (vor der Hannibal-Etappe) - Sollte eigentlich nur 85km haben. Es waren 65km unseres Versagens. Schon am Anfang vernavigierten wir uns und es löste sich eine zweite Schelle am Kühlsystem, wir verloren alles Wasser und mussten innerhalb von ca. 80min etwa 30L einfüllen. Da der Motor heiß war und das Wasser sofort zu kochen begann, bildeten sich auch umgehend Gasblasen und ein entlüftetes Auffüllen in Kürze war unmöglich. An dieser Stelle auch Dank ans Team Carhop mit dem Islander für die 20L Wasser. Als sicherlich fast letzte, ging es weiter gen Ziel. Sand, nochmals Sand, wieder Sand, Schlamm und so weiter. Nach 65km waren wir vollkommen am Ende und Heureka - Am letzten Checkpoint sagte man uns, dass die Etappe wegen Roadbookfehlers hier nun vorzeitig beendet wäre. 65km gefahren und schon komplett platt - Was sollte erst am nächsten Tag passieren, wenn es auf eine 465km Etappe mit 310km in Wertung geht? Ratlosigkeit, doch erstmal ging es zurück ins Camp. Eine warme Dusche und heiße Nutellamilch von unserem Servicler und Barista Holger später, fasste man auch wieder Mut. Der Patrol brauchte viel Zuneigung, insbesondere die Achse machte uns vorne noch Sorgen. So schweissten wir im Regen auf die unterste Blattfederlage kleine 1cm Stahlspacer, um eine frühere Progression zu erreichen. Zwischenzeitlich gingen wir auch mal zum Abendbrot und lauschten Klaus Leiheners (Orga der Rallye) Einstimmung zur kommenden Marathonetappe.
6.00 Uhr - Der Wecker klingelt, noch ist es trocken. Cappuchino, Stulle mit Käse und Wurst, alles fertig machen -ganz in Ruhe- und dann ab zum Start. Durch unser sensationell schlechtes Ergebnis am Vortag, starteten wir auf Platz 130 (ca.) und hatten also viel Zeit. Kurz vorm Start fing dann auch der Regen an. Wir starteten direkt auf meinem verhassten Sandplatz und fuhren, wie sollte es anders sein, erstmal durch viiielll Sand. Dann schlängelte sich der Kurs immer weiter zielstrebig gen Norden und nach ca. 10km kam eine Navigationsschikane (Kompasskurs auf freier Fläche), wo wir ca. 20-30 Teilnehmer wiedertrafen, die alle vor uns gestartet waren und wie ein emsiger Bienenhaufen hin- und her fuhren, immer auf der Suche nach dem richtigen Weg. Dies war eine unserer ersten Sternstunden, denn ich ließ Patrick nicht irgendwelche Spuren fahren, sondern navigierte abseits aller Wege stur nach Roadbook - Direkt über kleine Gräben, Büsche, Wiese, Gras. Und et voila - Wir waren richtig, hatten mit einem mal viele Teams überholt und waren wieder gut im Rennen. Ab dann ging es mit Freude und Enthusiasmus weiter gen Ziel, welches wir nach insgesamt 120km auch erreichten. Durch zwei Flussquerungen und ein verdammt tiefes, dreckiges und stinkendes Schlammloch, waren wir beide pitschenass, der Terratrip Rallyecomputer war ausgefallen und der Scheibenwischer versagte auch seinen Dienst. - Was letztendlich ganz schlecht war, denn es folgte strömender Regen und andauernd spritzende Schlammbäche, die ein Fahren ohne Wischanlage quasi unmöglich machten. Wir kamen also dann doch etwas später als geplant ins Zwischenziel, jedoch noch weit vor vielen anderen Fahrzeugen, die wir überholt hatten. Das nächste 30km Teilstück fuhren wir nach Gefühl - Ohne Terratrip und mit einer auf die Motorhaube geschraubten Fischbüchse, die dem Scheibenwischer als Anschlag diente und ihn wieder am Laufen hielt. Da die Sonne mittlerweile schien, waren wir auch weitestgehend getrocknet. 5km vor dem Ziel kam es dann erneut zum kleinen Gau. Wie sollte es anders sein - das Kühlsystem streikte. Diesmal gab es einen Riss im Originalschlauch von der Wasserpumpe zum Wasserkühler, bei dem unter Druck Wasserdampf herausschoss. Wir standen also mal wieder 45min am Rand, füllten Wasser nach, dass uns französische Kollegen liehen und welches direkt aus einem dreckigen Bach kam, fuhren weiter und kamen um 17.31 Uhr im Ziel an.
Die Überführung zum dritten Teil der Marathonetappe war mit 5h angegeben. Wir würden also um 22.31 Uhr in die restlichen 150km schweres Gelände starten und das auch noch (wie sich später herausstellte) bei wolkenbruchartigen Regengüssen. Irgendwo ist aber auch Schluss mit Spass. Unser Kühlsystem war eh im Eimer, unsere Startzeit Stunden zu spät und so beschlossen wir, unsere Bordkarte beim nächsten Start abzugeben, den Teil sausen zu lassen und direkt ins Camp zu fahren - Wo wir wieder am Anfang der heutigen Geschichte wären: Wir fahren nach Recz!
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es im dritten Teil meines Rallye-Review-Blogs heißt: "140 Wagen westwärts"