Sieben Tage und acht Nächte - Teil 1 des Rallye-Rückblicks

Auf was haben wir uns da wieder eingelassen? Erstmal sorry, dass ich mich erst jetzt zurück melde. Ich hatte aus dem polnischen Wald abends einfach nicht genug Internet und Kraft, um mein Blog zu schreiben. Die letzte Woche war im Grunde genommen der Offroad-Overkill und doch eine Art süße Hölle in Ocker - Farbe des Schlammes. Es war die schwerste und beste Rallye, die ich bisher miterlebt habe. Es ging oft an die Grenze der Belastbarkeit von Mensch und Material. Über 220 Fahrzeuge (Krad, PKW, LKW) und ca 1000 Mann Service waren mit dabei und machten diese 13. Rallye zum größten (und sicherlich auch mithin anspruchvollsten) Amateur-Offroad-Event Europas. Unser Eigenbau-Patrol hat uns überall durchgebracht und nie seinen Dienst versagt. 30% der anderen Teilnehmer haben das nicht geschafft und mussten wegen technischer Defekte verfrüht aufgeben.

Alle Etappen werden wir als Videostream in der nächsten Zeit auch online stellen. Wir haben nicht nur den Blick nach vorne gefilmt, sondern hatten auch noch eine Inboard-Kamera, die als Picture-in-Picture eingeblendet ist uns uns beiden in Bild und Ton zeigt.

Alles fing so harmlos an. Man startete am Samstag, den 30. Juni 2007 auf der Augustusbrücke ist Dresden. Kleines Volksfest, Bürgermeister da und Jutta Kleinschmidt schwenkte die Fahne. Ich weiss nicht, ob man unseren Auftritt als ein bischen obskur betiteln kann, aber wir haben extra für den Start einen Außenlautsprecher in unseren Patrol gebaut, um dann als eigene Titelmelodie Rio Reisers “König von Deutschland” einzuspielen. Da viele Zuschauer mitgesungen haben, war es wohl ein Erfolg und passende Musikwahl. :-)

Es ging im Anschluss weiter gen Radeburg, einem idyllischen Örtchen kurz vor den Toren Dresdens. Dort startete der Prolog. Ein Prolog dient nur einem Zweck - Man legt die Startreihenfolge für die erste Etappe fest. In die Wertung fließt er nicht mit ein. Die Aufgabe dieses Jahr: Einen Rundkurs dreimal umrunden. Sah wenig spektakulär aus, bis man auf die ausgebaggerten Erdlöcher stieß. Selbige verhalfen einigen Teilnehmern dann doch zum medienwirksamen Umkippen. Wir sind ambitioniert und guten Mutes gestartet, überholten einen Mercedes G in der zweiten Runde und übersahen schwups eine Bodenwelle. Der folgende Sprung, der sicher auch einem beliebten Stuntman aus den 80ern alle Ehre gemacht hätte, führte zum unsanften Kontakt unserer Achse mit der Ölwanne. Aber so ein Diesel läßt sich von etwas Metall nicht foppen und dellte die Ölwanne schon mit der nächsten Kurbelwellenumdrehung wieder zurück. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht und so suchten wir abends 5h lang den Auslöser für das “Klackern”, fanden aber nur 500g Ölschlamm im Ventildeckelgehäuse.

Sonntag früh startete der Rallye-Tross endlich gen Polen. Es ging bei Görlitz über die Grenze. Auf dem Parkplatz von Carrfour startete man dann in die Etappe. Erst stand eine Motocrossstrecke auf dem Programm, dann eine Waldpassage. Machen wirs kurz: Auf der Motocrosstracke herrschten wüstensturmartige Verhältnisse. Wir haben kaum etwas gesehen und massig Dreck in der Luft gehabt. Dennoch kamen wir gut durch. An den zweiten Teil habe ich jetzt nur noch die Erinnerung, dass er relativ einfach und schnell war. Bis auf einen armdicken Ast den wir bei Tempo 75 streiften, ist nichts Weltbewegendes passiert. :-)

Teil 2 folgt umgehend. Aber für alle Technik-Interessierten hier noch die Liste der Ausfälle und Schäden:
  • Kupplung rutscht
  • Bremsanlage außer Funktion
  • Servolenkung defekt
  • Schäkelaufnahmen beidseitig am Rahmen gebrochen
  • Warn 8274 Frontwinde gecrackt (Motor oder Getriebe)
  • Schweller zusammengepresst
  • Karosserie, Schnorchel und Baja-Bar kaltverformt
  • Getriebe vibriert
  • Achse schlug beim Sprung in Ölwanne ein, Motor läuft
  • Auto mehrfach mit Schlamm geflutet
  • Frontlüfter ausgefallen
  • Vorderachs-Diff voller Wasser, kaum noch Öl

 
 
 
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