Etappe 4 - Marathon / Hannibal

Der Carthager Hannibal war eigentlich ein Feldherr der Antike und lebte irgendwann kurz vor dem Gefriepunkt der Zeitrechnung. Das römische Reich fand er nicht so prickelnd und beschloss eines Tages, mit ein paar zehntausend Soldaten, vielen Elephanten und einigen Jamba Klingeltonabos die Alpen zu überqueren, um dann in Rom einzufallen.

Patrick und ich studierten das genau, konnten aber keine Parallelen zur Marathonetappe finden. Zumindest war uns nicht klar, wo wir einfallen sollten und warum. Auch das Mitnehmen von Bodentruppen und Großgetier könnte sich als leichte Fehlerquelle in der heutigen Etappe auswirken. Wir entschlossen uns also, den begriff eher metaphorisch zu sehe und uns auf eine lange Aufgabe vorzubereiten.

Wir sollten um 10.45 Uhr starten und rollten gegen 10.25 Uhr zum Start. Patrick hörte ein leichtes Knacken im Fahrwerk, dessen Wahrnehmung mir verwehrt blieb. Doch ein prüfender Blick brachte es zum Vorschein: Der rechte Dämpferdome löste sich aus den vier Schrauben. Beim eiligen Versuch, die Muttern nachzuziehen, riss sofort einer der vier Bolzen ab. Unsere Gedanken waren in diesem Moment irgendwo zwischen "Fucking shit" und Knäckebrot. Wir sprangen zurück ins Auto und rasten gen Camp. Ein lauter Aufschrei "Service" erhellte die frühe Stunde. André sprang hervor, wir erklärten ihm in unverständlichen Worten unse Problem und etwa 60s später saß er mit der Flex schon am Dome um das Metall blank zu machen. Genau dreieinhalb Minuten später lief das Aggregat und das Schweissgerät brutzelte eine dicke Naht zwischen Federaufnahme und Dämpferdome. Schwer beeindruckt und eruhigt fuhren wir wieder zum Start. Uns blieben noch satte zwei Minuten und man winkte uns schon eifrig in die Reihe.

Und schon gings los. Geradeaus 300m, dann links. 400m geradeaus, dann links, rechts, wieder links, S-Kurve, an dem alten Haus vorbei, geradeaus, in den Wald...Tick Tack...Ah ja, da waren sie wieder unsere drei Flussquerungen. An der ersten war schon ein netter Stau und Holla die Waldfee, das Kabel 1 Team fuhr seitlich vorbei. Naja, sie versuchten es zumindest. Wir fanden den Versuch zwar durchaus komisch, ließen aber Drängeln nicht zu. Im Wasser vor uns standen dann zwei Autos, der Fluss war eigentlich von den Hauptspuren her dicht. Einmal neue Wege gehen - Als Navigator entschloss ich mich dazu, Patrick eine neue Route durchs Wasser vorzuschlagen. Rechts am range der da stand vorbei, direkt durch den tiefhängenden Ast eines Baumes, ohne Rücksicht auf Lack und Spiegel. Heureka - Es hat geklappt. Unsere neue Wegwahl gab den PKWs hinter uns die Chance zu sehen, wo man doch noch fahren kann. Und mal als spitzfindige Anmerkung zum Kabel 1 Video - Auch Euch meine Freunde. Nix mit "den Weg sind sind wir zuerst gefahren".

Wie dem auch sei - Vorwärts immer, rückwärts nimmer ging es weiter direkt zum nächsten Wasserloch. Da stand niemand und auch wir fuhren mit rauchenden Reifen direkt an andere Ufer. Wie wir später erfuhren, wurde dieses mal darauf verzichtet, das Wasser höher anzustauen, da die Gegend unter Wassermangel litt und die Därfer am unteren Flusslauf es nicht so witzig fanden, dass die Wasserversorgung für Felder etc abgeschnitten werden sollte.

Das erste Teilstück war irgendwas um die 100km lang. Danach folgten zwei kurze Etappen von jweils um die 30km, die ich aber eher als verkappte Verbindungswege bezeichnene würde, da es wirklich nur leichte Wald und Feldwege waren, die immer weiter gen Norden Richtung Recz führten. Wirklich nicht der Rede werte. Obwohl - Wir sind einmal liegen geblieben. Der Leerlauf war im warmen Zustand zu gering (Bosch Bimetallschieber am Block), weshalb wir bei ner Kurvenbremsung mal den Motor verloren. Wir konnten dann nach 5min mit Zwischengas neu starten und würden das Problem später im Camp beheben.

In den Verbindungsetappen erwarteten uns jeweils Chris, Andre und Katia. Wir brauchten immer etwas Service am Auto und ich ne Kopfschmerztablette. Einfach Klasse die Jungs + Mädel. Wir waren beeindruckt und voller Dank.

Der letztes Teil begann für uns so gegen 19.45 Uhr. Es war eine eigenständig gewertete Etappe und führte uns durch die Nacht zum Ziel. Das Gelände war nun Reczer Boden. Weniger staubig, mehr rieisge Panzerwellen, Schlamm und Flüsse. Das war das Gelände, für das wir den range Rover eigentlich konzipiert hatten. Wir fuhren in die untergehende Sonne und hatten unseren Spass.

An einem kleinen verträumten Flüßchen kamen wir aufgrund eines LKW Staus zum Stehen. Ein Unimog war im weichem Untergrund auf die Seite gekippt und andereTteams kamen mit ihrem dicken Gerät zur Hilfe. Während wir demütigst in der Reihe warteten, kam von hinten ein roter Jeep angeprescht. Für ein Servus war keine Zeit. Das Team wollte den Fluss auf eigene Faust queren - Was eigentlich sehr löblich ist. Jedoch sollte man vorher dahinter eine funktionierende Ausfahrt in petto haben. - Hatte man aber nicht. Also versuchte der (vielleicht etwas über-) motivierte Fahrer, sein Vehikel zwischen einem Hügel und dem nun nur noch halb auf der Seite liegenden Mog durchzuprügeln. Es endete wie es enden musste. Dort wo ein Mog mal eben auf die Seite kippt, wird ein Jeep auch keinen seitlichen Halt finden. Und so raste man mit Schmackes in die Stoßstange vom Mog, was dem Jeep die linken Blinker und den Kotflügel kostete. Vielleicht bin ich ja in solchen Fällen zu ambitioniert, aber ich lief fix hin und bat den Fahrer, doch etwas umsichtiger zu handeln. Dann half ich der Beifahrerein, den restlichen Kotflügel vom Auto zu reissen. (Weiss der Geier wo der Kameramann wieder herkam, der da filmte)

Mit Patrick stand ich in dieser Zeit via PMR Funk in Kontakt. Er hatte den range inzwischen auch alternativ durch den Fluss gebracht und einen sicheren Weg über den Hügel gefunden. Wir trafen uns, ich sprang rein und schon ging es weiter. Zeitlich waren wir gerade so im Dreh um 22 Uhr würde ich mal schätzen.

Am nächsten Wasserloch, es war schon stockfinster, hing ein französischer Kollege im Schlick fest. Trotz unserer eigentlich guten Winde, konnten wir ihn keinen mm bewegen. Der Grund klärte sich dann aber auch - Das Fahrzeug hatte einen Reifen runtergezogen, keine Batteriekraft mehr und AT Reifen drauf. Es war auf jeden Fall fahruntüchtig und wir fragten uns, wieso der Fahrer dass nicht schon früher kommuniziert hatte. Was nützt es ihm, wenn wir ihn 10m weiter ziehen, wenn er dann doch nicht aus eigener Kraft weiter kommt?

Egal --- Weiter, weiter, weiter, verfahren. Aber nicht nur wir. Wie so oft kreuzen ganze Fahrzeugwolken auf einem Gebiet so groß wie der Flughafen von München hin und her - Auf der Suche nach dem richtigen Weg. Das Problem war hausgemacht. Es war schwarze Nacht und die Navigation erzählte etwas von einem Weg, der von einer Panzertrasse nach einer Multigabelung mit Kompasskurs abging. Die Sandtrasse war aber so breit, dass man die vielen Wege vorher einfach nicht sehen konnte ... Und so ging es hin und her, immer weiter. ich schätze mal wir haben ne Stunde gebraucht und dann endlich den Anfang des Weges zu finden. Nach 500m übersahen wir eine Gabelung und waren wieder falsch. Ich geb zu, in diesem Moment waren wir sehr demotiviert. Doch dank einiger LKSw mit mehr Licht, die nun auch endlich die Einfahrt gefunden hatten, kamen wir auf den richtigen Pfad zurück. Das hielt dann auch ne gute Viertelstunde an. Vor uns im Wald großes Lichtertrara. LKWs und PKWs wendeten und ein Iltis (glaube ich) teilte uns mit, es gäbe wohl einen Roadbookfehler. Nun - Das müssen wir selbst rausfinden. Auch wir verfuhren uns umgehend, doch gaben nicht so leicht auf. Ein Anruf bei Klaus Leihener ergab, dass keine Fehler bekannt seien. Wir fuhren die Strecke im Schrittempo und mit GPS Backlog ab - Und tatsächlich fand sich nach etwa 30min eine Alternative, die im Rahmen des Roadbookinterpretationspielraums passen würde. Bingo - Weiter gings. Recz war schon zum Greifen nahe. Noch ein Wasserloch, noch ein paar Kilometer. Wir fuhren nachts um eins über den riesigen Truppenübungsplatz und sahen schon die Lichter am Horizont. So erreichten wir frohen Mutes gegen 1.20 Uhr das Camp. Geschafft - Die Marathonetappe war geknackt und wir daheim. Der range hatte sich klasse behauptet und wir dachten nichtmal, dass etwas kaputt gegangen war.

Nach einigen Minuten Feierns und Taumelns vor Erschöpfung kam Andre dann mit der negativen Nachricht - Riss am Rahmen und den Federaufnahmen. Beidseitig. Ein paar Kilometer mehr und die Dome wären und in den Motor geknickt. Die Stimmung schlug schnell um in deprimierende Ruhe und Ratlosigkeit. Für mich war eigentlich klar, dass wir die morgige Etappe nicht fahren können werden, da die Reparatur viel zeit in Anspruch nehmen wird. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man glaubt. Anthrax klopfte uns auf die Schulter und sagte: Das machen wir jetzt! Legt Euch hin, wir reparieren das. Ich glaube, weder Patrick noch ich konnten das glauben in dem moment. Die Jungs hatten auch schon einen 20h Tag hinter sich und wollten nun die Nacht durchmachen. Aber um zu helfen, waren wir beide auch einfach zu fertig. André war sofort dabei und demontierte schon die ersten Dämpfer. Gegen drei Uhr ging ich ins Zelt, konnte aber nicht schlafen und stand dann um ca. 6 Uhr wieder auf. Andre und Chris waren gerade fertig geworden - Der range konnte wieder fahren....
 
 
 
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