Etappe 4
Es war einer diese Tage, wo man so gerne im Bett bleiben möchte. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken und dann den ganzen lieben langen Tag einfach mal achte gerade sein lassen. Es war Dienstag (diese drei Wörter kräftig betonen, damit der phonetische Unterschied zum ersten Satz sichtbar wird) und hinter uns lag eine eher kurze Nacht. Nachdem wir die letzte Etappe voller Schmach abgebrochen hatten, waren wir zwar mit 23 Uhr relativ früh im Camp, dennoch war dann erstmal Abendbrot angesagt, Klamotten aus, Auto kurz-Begutachtung und noch viele weitere Dinge, die allein in ihrer Summe einfach Zeit kosten. Dazu gehört auch duschen ohne Licht - Weiss der Geier (oder auch nicht), wieso es in den Duschräumen dunkel war. Dafür war das Wasser lauwarm und mehr wollten wir auch nicht. Nein, das hat jetzt nichts mit Wimmern zu tun. Wir waren ja dadurch noch früh im Camp im Vergleich zu den meisten anderen. Aber wie so oft, ändert das nichts an kurzen Nächten.
Nachts hatte es geregnet und der Boden des Campingplatzes war morgends angenehm feucht. So konnte man bereits direkt nach dem Aufstehen eine selbst verordnete Kneipp-Kur genießen. Doch bevor ich meinen Bericht damit fülle, die Zeit zwischen den Rennen auszuschmücken, widme ich mich nun lieber mal dem eigentlichen Tagesgeschehen: Etappe 4, 140km Rundkurs Drawsko Pomorskie. Charakter: Wet Wet Wet
Der erfahrene Breslauer wird nun aufhorchen. Genau, diese Etappe bestand zu großen Teilen aus schon bekannten Teilstücken, die dieses Jahr kreativ neu zusammengesetzt wurden. Unsere Startzeit wurde mit 10.03 Uhr angegeben und der Start befand sich praktischerweise nur 100m von unserem Standpunkt entfernt. Wir fuhren also zuerst zur mobilen Tankstelle im Camp und füllten unsere Tanks, welche immer wieder rapide an Inhalt verloren. Wir führten dieses Phänomen auf einen erhöhten Verbrauch im Gelände zurück. Dieser Service in 2009 war echt eine klasse Idee und unglaublich hilfreich. Der Sprit kostete einen fairen Betrag, der sich nicht von öffentlichen Tankstellen unterschied. Allerdings muss ich dieses Lob in meinem übernächsten Bericht etwas relativieren, wenn wir zum Thema übler Beschiss kommen.
Egal, jetzt erstmal zum Start. Der stand unter der Flagge der zwei Seen. Und wieder wird der ambitionierte Breslauer hellhörig. Denn dies bedeutet Vollgasstart Richtung kleine schnucklige Seen, mitten durch, hinten rechts rum, 7km geradeaus, in den Wald, ne Kurve nach links...und so weiter. Nee, ich erzähle jetzt nicht die ganze Strecke in Einzelteilen. Das wäre sicherlich eine atmenberaubende Zumutung in Sachen Langeweile.
Diese Etappe sollte die erste mit den neuen Motorproblemen werden. Aber dazu später mehr. Als ich begonn diesen Bericht zu schreiben, habe ich mir extra im Schnelldurchlauf unser Boardvideo angesehen, um mich an interessante Schlüsselstellen zu erinnern. Immerhin fahren wir die Breslau und da steckt man alle naselang mal irgendwo fest. Hmm...Pustekuchen. Unser Auto fühlte sich mit den 36er Simex-Schlappen wie ein junger Prinz auf der Balz im Nymphenwald und so sind wir die ersten zwei Stunden komplett ohne Stop durchgefahren. Da waren paar kleinere Schlammlöcher, ne Flussquerung mit Brücke für Moppedfahrer und natürlich die Flussquerung bei den Masten, an die man sich nicht anhängen darf - Dort waren wir genau 1 Stunde und 26 Minuten nach dem Start. Normalerweise ist spätestens da der rechte Fuss vom Beifahrer mal nass. Aber nöö, Grafe brachte uns überall einfach durch. Und sein Navigator sagte ihm brav, wo es langgehen sollte und unterhielt ihn in Zwischenzeiten mit alten Witzen von Fips Asmussen.
Wir trafen dort (Fluss an den Masten) kurz den Comanche, hatten aber keine Zeit zum genaueren Beäugen und fuhren bergauf unter den Masten, dann rechts rein, linker Haken, wieder unter den Masten durch, auf die Strasse, wieder in den Wald und so ging es bei Sonnenschein und Matsch auf breiten Panzertrassen immer weiter nach vorne. So holten wir irgendwann den grünen Scania ein, der aussah wie eine Kopie vom Niedergesäß-Truck. War das überhaupt ein Scania? Na egal, das grüne große Ding halt. Der fuhr ziemlich fesch und wir hingen sicher 11 Minuten hinter ihm (kleiner Gag - Feine Sache, wenn man alles auf Video hat und nachschauen kann), bevor er sich durch einen Navigationsfehler ausmanövrierte. Man muss aber auch zugeben, dass es eine knifflige Situation vom Roadbook her war. Wenn man nicht genau schaute und Spuren fuhr, war man automatich falsch. Wir trafen ihn dann auch nicht mehr. Die nächsten 15min fuhren wir mutterseelenallein durch die wunderschöne Heide und erreichten frohen Mutes das erste Schlammding mit Aussteigen und so. Auch das erste mal, dass uns direkt beim Erreichen des Hindernisses der Motor ausging. Während ich die Querung des kleines Flusses erkundete, kämpfte Grafe mit der Technik und versuchte, die Maschine neu zu starten. - Ohne Erfolg vorerst. Es dauerte etwa 10min, bevor sich etwas bewegte und es wieder schnurrte. Wir waren etwas besorgt, aber guten Mutes, dass es nur ne Kleinigkeit war. (Im Nachhinein redet man sich sowas auch schön. Eigentlich darf das nicht passieren, denn ich kenne unser Motorsetup und es sieht keine Startschwierigkeiten vor.)
Die Querung ansich verlief mustergültig. Gaaaaanz links außen `ne neue Spur gemacht, sofort festgefahren (wie sonst jeder an anderer Stelle auch), aber direkt vor einem Paradebeispiel eines Baumes. Beifahrer (ratet mal: ich) raus, Beine versumpft, Hang hoch gekämpft, Seil an Baum (mit Baumgurt natürlich), Wink an Grafe, Warn 8274 Winde aktiviert - Auto beginnt mit kontinuierlicher Vorwärtsbewegung. Einige Minuten später waren wir auch schon durch und Hoppala - es ging weiter.
Nach weiteren 42 Minuten, etlichen kleinen Löchern, Panzertrassen und McDonals Drive-Ins (Anmerkung des Autors: Die Existenz besagter Nahrungsmittelaufnahmestellen konnte auch per Video nicht nachhaltig bestätigt werden), erreichten wir die Panzersperre (die völlig falsche Bezeichnung eines anderen Teams aus 2008 für das berühmte Schlammloch mit der Kastanie, die man auch nicht als Winchpunkt nutzen darf). Dahinter versteckte sich ein Checkpoint. Eigentlich wären wir dann in überlicher Manier durch. Leider verreckte einige Momente später *wieder* der Motor. Nix ging mehr. Vorher hatte ein freundlicher Trucker vorgeschlagen, uns mit durchzuziehen. Keine schlechte Idee. Bis auf die Tatsache, dass da auch LKWs ohne Winde quasi nicht durchkommen und eine Minute zuvor fuhr sich vor unseren Augen gerade Ostaschewski fest. Das größere Problem war aber der Motor, der sich nicht mehr starten ließ. Wir brauchten etwa 15min, dann sprang er wieder an. In unseren Adern hatte sich inzwischen eine gewisse Sorge ums Fahrzeug eingeschlichen und wir erinnerten uns an den gestrigen Abend (Schlamminferno, Sie erinnern sich vielleicht). Dann entschieden wir einstimmig, das Risiko des Loches zu meiden. Würde der Motor nochmal ausgehen während wir drinstehen, wäre das dann auch für den Powernachschub an den Winden ganz blöde (Ohne Motor keine Lichtmaschine, ohne Lichtmaschine kein Ladestrom, ohne Ladestrom sehr schnell aus die Maus). Manchmal sind 2h Strafstunden sinnvoller, als sich bis zum Bauchnabel zu versenken und auf den Lumpensammler mitten im Nirgendwo in einem Dreckloch zu warten, während einem die Mücken die Haut punktieren.
Wir kanten die Umfahrung, das war kein Problem. Und wen trafen wir dort im wald, zwischen Bären und Blumen? - Unsere Oberfettschnecke Baloo. Er wollte sich beim Knusperhäusschen der Waldhexe wohl einen schönen Nachmittag machen und stand nun unverhofft neben uns...Und meckerte. Irgendwie irritierte ihn unsere Routenwahl. Aber naja, die Gründe habe ich bereits vor einem ordentlichen Schiedsgericht vorgetragen und hoffe auf Vergebung. Wir besuchten den CP hinter dem umfahrenen Loch zu einem Plausch und erfuhren aus erster Hand, wie man seitlich auch vorbeikommen würde. Ehrlichkeit vor Ruhm - Da sind wir fair. Wir wollten diese Info nicht nutzen und entschlossen uns, unseren Plan weiter zu verfolgen und nunmehr den nächsten Kompasskurs-CP auf nem Berg aufzusuchen. Die genaue Richtung ansich ergab wegetechnisch keinen Sinn. Aber anstatt Alternativen zu suchen, setzten wir auf querfeldein par excellence. Direkt über eine saftige Wiese, durch kleine Birkenhaine, über und in einem Graben (in dem wir bei mediterranen 45° Neigung seitlich auf einer Mischung von Rädern und Karosse fuhren), weiter auf einen überraschend auftauchenden Weg und schnurstracks zum GPS Zielpunkt. Diesen erreichten wir exakt neun Minuten nach Verlassen des letzten CPs. Eine Zeit, mit der wir durchaus zufrieden sind. Deshalb bekam ich von Grafe auch keine Schelte.
Etwa eine halbe Stunde darauf erreichten wir mehrere Sumpfwiesen im Wald. Vielleicht sogar die von den Fotos, an die ich mich erst nicht erinnern konnte. Wäre möglich. Problem: Wir haben quasi nicht angehalten und sind einfach vorbei- bzw. durchgefahren. Auch hier fehlen nun natürlich prickelnde Geschichten von Heldentaten in Unterhose und Keuschheitsgürtel, wie wir sie sonst immer hatten in den vergangenen Jahren. Wiederum 20 Minuten irdischer Zeit später, kamen wir an eine fluffig einfache Flussquerung, vor der sich direkt ein Checkpoint mit Grillfeuer postiert hatte. Wieso einfach? Kein Stau und niemand im Fluss - Muss leicht sein. Tja...Leider gabs keine Chance auch durchzufahren, denn wir konnten den Fluss erstmal nicht erreichen. Der Motor war wieder ausgegangen und wir standen hier sicher eine halbe Stunde. Inzwischen kam auch Richard im Pinzi vorbei, den wir kurz vorher überholt hatten. Irgendwann, der CP war schon irritiert und wir standen mitten auf dem Weg, gelang es uns, den Motor erneut zu starten und wir konnten mit geringfügig guter Laune den Fluss queren.
Ab nun war das Camp nur noch einen Katzensprung entfernt (europäische Normkatze nach DIN ISO 9001). Wir brauchten 21 Minuten durch Wälder und über weitere Panzertrassen, um das Ziel direkt im Camp zu erreichen. Heidewitzka, der Motor ging auf dieser Strecke nicht mehr aus. Inzwischen hatten wir das Problem auch eingegrenzt: Der Leerlauf. Immer wenn wir wegen CP oder Hindernis langsamer wurden und Standgasniveau erreichten, sank er auf 300rpm und starb dann meist ab. Ich hatte an jedem Loch mit dem Notebook intensiv in der Motorsteuerung rumgekuckt, konnte aber mangels Wissen um das eigentliche Problem noch nichts ausrichten.
Wie dem auch sei, die letzten fünf Stunden und 20 Minuten waren sehr schön. Wir haben trotz den zwei Strafstunden wegen umfahrenem CP und sicher einer Stunde Standzeit durch Motorprobleme, noch einen angenehmen 49. Platz rausgefahren und waren damit ganz Happy. Zwischenzeitlich ging es ja astrein voran. Fahrwerk vorne super, hinten leicht zu weich.
Unser Service empfing uns mit offenen Armen. Wie sprangen im Kreis, tanzten und sangen, genossen das Leben und kratzten uns an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Unsere kompletten Video stelle ich baldigst mal Online. Bilder kommen von unserem allerbesten Bärchen Baloo.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es heisst. Da geht doch noch was mehr.
Es war einer diese Tage, wo man so gerne im Bett bleiben möchte. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken und dann den ganzen lieben langen Tag einfach mal achte gerade sein lassen. Es war Dienstag (diese drei Wörter kräftig betonen, damit der phonetische Unterschied zum ersten Satz sichtbar wird) und hinter uns lag eine eher kurze Nacht. Nachdem wir die letzte Etappe voller Schmach abgebrochen hatten, waren wir zwar mit 23 Uhr relativ früh im Camp, dennoch war dann erstmal Abendbrot angesagt, Klamotten aus, Auto kurz-Begutachtung und noch viele weitere Dinge, die allein in ihrer Summe einfach Zeit kosten. Dazu gehört auch duschen ohne Licht - Weiss der Geier (oder auch nicht), wieso es in den Duschräumen dunkel war. Dafür war das Wasser lauwarm und mehr wollten wir auch nicht. Nein, das hat jetzt nichts mit Wimmern zu tun. Wir waren ja dadurch noch früh im Camp im Vergleich zu den meisten anderen. Aber wie so oft, ändert das nichts an kurzen Nächten.
Nachts hatte es geregnet und der Boden des Campingplatzes war morgends angenehm feucht. So konnte man bereits direkt nach dem Aufstehen eine selbst verordnete Kneipp-Kur genießen. Doch bevor ich meinen Bericht damit fülle, die Zeit zwischen den Rennen auszuschmücken, widme ich mich nun lieber mal dem eigentlichen Tagesgeschehen: Etappe 4, 140km Rundkurs Drawsko Pomorskie. Charakter: Wet Wet Wet
Der erfahrene Breslauer wird nun aufhorchen. Genau, diese Etappe bestand zu großen Teilen aus schon bekannten Teilstücken, die dieses Jahr kreativ neu zusammengesetzt wurden. Unsere Startzeit wurde mit 10.03 Uhr angegeben und der Start befand sich praktischerweise nur 100m von unserem Standpunkt entfernt. Wir fuhren also zuerst zur mobilen Tankstelle im Camp und füllten unsere Tanks, welche immer wieder rapide an Inhalt verloren. Wir führten dieses Phänomen auf einen erhöhten Verbrauch im Gelände zurück. Dieser Service in 2009 war echt eine klasse Idee und unglaublich hilfreich. Der Sprit kostete einen fairen Betrag, der sich nicht von öffentlichen Tankstellen unterschied. Allerdings muss ich dieses Lob in meinem übernächsten Bericht etwas relativieren, wenn wir zum Thema übler Beschiss kommen.
Egal, jetzt erstmal zum Start. Der stand unter der Flagge der zwei Seen. Und wieder wird der ambitionierte Breslauer hellhörig. Denn dies bedeutet Vollgasstart Richtung kleine schnucklige Seen, mitten durch, hinten rechts rum, 7km geradeaus, in den Wald, ne Kurve nach links...und so weiter. Nee, ich erzähle jetzt nicht die ganze Strecke in Einzelteilen. Das wäre sicherlich eine atmenberaubende Zumutung in Sachen Langeweile.
Diese Etappe sollte die erste mit den neuen Motorproblemen werden. Aber dazu später mehr. Als ich begonn diesen Bericht zu schreiben, habe ich mir extra im Schnelldurchlauf unser Boardvideo angesehen, um mich an interessante Schlüsselstellen zu erinnern. Immerhin fahren wir die Breslau und da steckt man alle naselang mal irgendwo fest. Hmm...Pustekuchen. Unser Auto fühlte sich mit den 36er Simex-Schlappen wie ein junger Prinz auf der Balz im Nymphenwald und so sind wir die ersten zwei Stunden komplett ohne Stop durchgefahren. Da waren paar kleinere Schlammlöcher, ne Flussquerung mit Brücke für Moppedfahrer und natürlich die Flussquerung bei den Masten, an die man sich nicht anhängen darf - Dort waren wir genau 1 Stunde und 26 Minuten nach dem Start. Normalerweise ist spätestens da der rechte Fuss vom Beifahrer mal nass. Aber nöö, Grafe brachte uns überall einfach durch. Und sein Navigator sagte ihm brav, wo es langgehen sollte und unterhielt ihn in Zwischenzeiten mit alten Witzen von Fips Asmussen.
Wir trafen dort (Fluss an den Masten) kurz den Comanche, hatten aber keine Zeit zum genaueren Beäugen und fuhren bergauf unter den Masten, dann rechts rein, linker Haken, wieder unter den Masten durch, auf die Strasse, wieder in den Wald und so ging es bei Sonnenschein und Matsch auf breiten Panzertrassen immer weiter nach vorne. So holten wir irgendwann den grünen Scania ein, der aussah wie eine Kopie vom Niedergesäß-Truck. War das überhaupt ein Scania? Na egal, das grüne große Ding halt. Der fuhr ziemlich fesch und wir hingen sicher 11 Minuten hinter ihm (kleiner Gag - Feine Sache, wenn man alles auf Video hat und nachschauen kann), bevor er sich durch einen Navigationsfehler ausmanövrierte. Man muss aber auch zugeben, dass es eine knifflige Situation vom Roadbook her war. Wenn man nicht genau schaute und Spuren fuhr, war man automatich falsch. Wir trafen ihn dann auch nicht mehr. Die nächsten 15min fuhren wir mutterseelenallein durch die wunderschöne Heide und erreichten frohen Mutes das erste Schlammding mit Aussteigen und so. Auch das erste mal, dass uns direkt beim Erreichen des Hindernisses der Motor ausging. Während ich die Querung des kleines Flusses erkundete, kämpfte Grafe mit der Technik und versuchte, die Maschine neu zu starten. - Ohne Erfolg vorerst. Es dauerte etwa 10min, bevor sich etwas bewegte und es wieder schnurrte. Wir waren etwas besorgt, aber guten Mutes, dass es nur ne Kleinigkeit war. (Im Nachhinein redet man sich sowas auch schön. Eigentlich darf das nicht passieren, denn ich kenne unser Motorsetup und es sieht keine Startschwierigkeiten vor.)
Die Querung ansich verlief mustergültig. Gaaaaanz links außen `ne neue Spur gemacht, sofort festgefahren (wie sonst jeder an anderer Stelle auch), aber direkt vor einem Paradebeispiel eines Baumes. Beifahrer (ratet mal: ich) raus, Beine versumpft, Hang hoch gekämpft, Seil an Baum (mit Baumgurt natürlich), Wink an Grafe, Warn 8274 Winde aktiviert - Auto beginnt mit kontinuierlicher Vorwärtsbewegung. Einige Minuten später waren wir auch schon durch und Hoppala - es ging weiter.
Nach weiteren 42 Minuten, etlichen kleinen Löchern, Panzertrassen und McDonals Drive-Ins (Anmerkung des Autors: Die Existenz besagter Nahrungsmittelaufnahmestellen konnte auch per Video nicht nachhaltig bestätigt werden), erreichten wir die Panzersperre (die völlig falsche Bezeichnung eines anderen Teams aus 2008 für das berühmte Schlammloch mit der Kastanie, die man auch nicht als Winchpunkt nutzen darf). Dahinter versteckte sich ein Checkpoint. Eigentlich wären wir dann in überlicher Manier durch. Leider verreckte einige Momente später *wieder* der Motor. Nix ging mehr. Vorher hatte ein freundlicher Trucker vorgeschlagen, uns mit durchzuziehen. Keine schlechte Idee. Bis auf die Tatsache, dass da auch LKWs ohne Winde quasi nicht durchkommen und eine Minute zuvor fuhr sich vor unseren Augen gerade Ostaschewski fest. Das größere Problem war aber der Motor, der sich nicht mehr starten ließ. Wir brauchten etwa 15min, dann sprang er wieder an. In unseren Adern hatte sich inzwischen eine gewisse Sorge ums Fahrzeug eingeschlichen und wir erinnerten uns an den gestrigen Abend (Schlamminferno, Sie erinnern sich vielleicht). Dann entschieden wir einstimmig, das Risiko des Loches zu meiden. Würde der Motor nochmal ausgehen während wir drinstehen, wäre das dann auch für den Powernachschub an den Winden ganz blöde (Ohne Motor keine Lichtmaschine, ohne Lichtmaschine kein Ladestrom, ohne Ladestrom sehr schnell aus die Maus). Manchmal sind 2h Strafstunden sinnvoller, als sich bis zum Bauchnabel zu versenken und auf den Lumpensammler mitten im Nirgendwo in einem Dreckloch zu warten, während einem die Mücken die Haut punktieren.
Wir kanten die Umfahrung, das war kein Problem. Und wen trafen wir dort im wald, zwischen Bären und Blumen? - Unsere Oberfettschnecke Baloo. Er wollte sich beim Knusperhäusschen der Waldhexe wohl einen schönen Nachmittag machen und stand nun unverhofft neben uns...Und meckerte. Irgendwie irritierte ihn unsere Routenwahl. Aber naja, die Gründe habe ich bereits vor einem ordentlichen Schiedsgericht vorgetragen und hoffe auf Vergebung. Wir besuchten den CP hinter dem umfahrenen Loch zu einem Plausch und erfuhren aus erster Hand, wie man seitlich auch vorbeikommen würde. Ehrlichkeit vor Ruhm - Da sind wir fair. Wir wollten diese Info nicht nutzen und entschlossen uns, unseren Plan weiter zu verfolgen und nunmehr den nächsten Kompasskurs-CP auf nem Berg aufzusuchen. Die genaue Richtung ansich ergab wegetechnisch keinen Sinn. Aber anstatt Alternativen zu suchen, setzten wir auf querfeldein par excellence. Direkt über eine saftige Wiese, durch kleine Birkenhaine, über und in einem Graben (in dem wir bei mediterranen 45° Neigung seitlich auf einer Mischung von Rädern und Karosse fuhren), weiter auf einen überraschend auftauchenden Weg und schnurstracks zum GPS Zielpunkt. Diesen erreichten wir exakt neun Minuten nach Verlassen des letzten CPs. Eine Zeit, mit der wir durchaus zufrieden sind. Deshalb bekam ich von Grafe auch keine Schelte.
Etwa eine halbe Stunde darauf erreichten wir mehrere Sumpfwiesen im Wald. Vielleicht sogar die von den Fotos, an die ich mich erst nicht erinnern konnte. Wäre möglich. Problem: Wir haben quasi nicht angehalten und sind einfach vorbei- bzw. durchgefahren. Auch hier fehlen nun natürlich prickelnde Geschichten von Heldentaten in Unterhose und Keuschheitsgürtel, wie wir sie sonst immer hatten in den vergangenen Jahren. Wiederum 20 Minuten irdischer Zeit später, kamen wir an eine fluffig einfache Flussquerung, vor der sich direkt ein Checkpoint mit Grillfeuer postiert hatte. Wieso einfach? Kein Stau und niemand im Fluss - Muss leicht sein. Tja...Leider gabs keine Chance auch durchzufahren, denn wir konnten den Fluss erstmal nicht erreichen. Der Motor war wieder ausgegangen und wir standen hier sicher eine halbe Stunde. Inzwischen kam auch Richard im Pinzi vorbei, den wir kurz vorher überholt hatten. Irgendwann, der CP war schon irritiert und wir standen mitten auf dem Weg, gelang es uns, den Motor erneut zu starten und wir konnten mit geringfügig guter Laune den Fluss queren.
Ab nun war das Camp nur noch einen Katzensprung entfernt (europäische Normkatze nach DIN ISO 9001). Wir brauchten 21 Minuten durch Wälder und über weitere Panzertrassen, um das Ziel direkt im Camp zu erreichen. Heidewitzka, der Motor ging auf dieser Strecke nicht mehr aus. Inzwischen hatten wir das Problem auch eingegrenzt: Der Leerlauf. Immer wenn wir wegen CP oder Hindernis langsamer wurden und Standgasniveau erreichten, sank er auf 300rpm und starb dann meist ab. Ich hatte an jedem Loch mit dem Notebook intensiv in der Motorsteuerung rumgekuckt, konnte aber mangels Wissen um das eigentliche Problem noch nichts ausrichten.
Wie dem auch sei, die letzten fünf Stunden und 20 Minuten waren sehr schön. Wir haben trotz den zwei Strafstunden wegen umfahrenem CP und sicher einer Stunde Standzeit durch Motorprobleme, noch einen angenehmen 49. Platz rausgefahren und waren damit ganz Happy. Zwischenzeitlich ging es ja astrein voran. Fahrwerk vorne super, hinten leicht zu weich.
Unser Service empfing uns mit offenen Armen. Wie sprangen im Kreis, tanzten und sangen, genossen das Leben und kratzten uns an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Unsere kompletten Video stelle ich baldigst mal Online. Bilder kommen von unserem allerbesten Bärchen Baloo.
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es heisst. Da geht doch noch was mehr.