Sonntag - Montag. Hohenmölsen nach Recz, die Überführung

Wir kamen irgendwann gegen halb neun abends aus der Etappe und sahen aus wie Kohlekinder in Aspik, Aber da waren wir nicht die einzigen. Unsere Atemschutzmasken haben unsere Lungen vorm gröbsten Dreck geschützt, aber der Rest war schwarz wie die Nacht. Durch die späte Stunde, war es etwas kühler. Wir fuhren zurück ins Camp und versuchten so schnell wie möglich die Sachen zu packen und weiter zu kommen. Vor uns lag ein Futterstop bei Miss pepper, einem amerikanischen Diner kurz vor der Autobahn und die glohrreiche Strecke bis nach Recz über etwa 550km. Grafe und ich übergossen uns noch schnell gegenseitig mit Wasser, um wenigstens einigermaßen sauber zu werden. Der feine Staub war überall....Ja, überall.

Es war gerade komplett dunkel geworden, da kamen wir zum Diner. Da war was los, Breslauer überall. Wir fanden dennoch sofort einen Tisch und orderten Speis und Trank. In den nächsten 45 Minuten folgten Schmatzen, grunzen und gute Laune. Wir verspachtelten die riesigen Burger mit Pommes in Windeseile, besuchten im Anschluss die örtlichen Hygienebereiche. Unsere Teamkollegen kamen nur kurz nach uns auch an, so war sogar paralles Essen möglich.

Nun ging es weiter gen Norden. Nach langem hin- und her entschlossen wir uns zum Durchfahren über die Strecke Leipzig-Berlin-Stettin-Recz-Suliborsz-Gelbokie (Camp). Ein Zwischenstop bei F&G Berlin ermöglichte Durchatmen, erneute Hygienisierung und etwas Pause. Die Strecke war ewig lang. Mit dem Sonnenaufgang erreichten wir die alte Autobahn vor Stettin. Im Camp kamen wir kurz nach sieben Uhr morgens an. Alle irgendwie tot. Uns blieben nur etwa drei Stunden zum Nachschlafen, was aber auch nicht wirklich klappte.

Vor uns lag nach Aussage von Gerd Kastenmeier, der uns noch in hihenmölsen briefte, der längste und härteste Rundkurs um Drawsko pom, den es je gab. na vielen Dank Hau mich, ich bin der Frühling Autos, Enduro und Trucks starten versetzt und kommen sich so nicht in die Quere. Eine super Idee, die gut ankam. Aber das änderte erstmal nichts an unserer Müdigkeit.

Etappe 4 - Drawsko Pom Marathon 200km

Oh Gott, meine erinnerungen sind nur noch wage. Da waren endlose Wege, dutzende von Schlammlöchern. Es wollte irgendwie nicht weniger werden. Aber wir schlugen uns wacker und überholten etliche Teams auf der Strecke. Ein gutes gefühl, gemischt mit starker Erschöpfung. Ein komisches Gefühl, irgendwo zwischen Aufgedrehtheit und dem Gefühl, nicht mehr lange 100% geben zu können.

Doch das stand dann abruppt gar nicht mehr zur Debatte. Irgendwo bei 60 oder 70% der Strecke, weit weg vom Camp, auf einem sandigen Weg durch den kleinen Kiefernwald, übersah Grafe eine doppelte Bodenwelle und das Unglück nahm seinen Lauf. Wir flogen einmal - alles fein, wir landeten und mit dem landen, landete auch Patricks Fuss ungeplant auf dem gaspedal, wir hoben ein zweites Mal ab und landeten wieder, nunmehr mit Vollgas. Es gab einen kurzen Knack, ein Ratschen und das Auto stand. Kein Vortrieb mehr.

Wir winchten uns einige meter in den Schatten, alarmierten die Bergung und warteten. Während des Wartens sank natürlich unser Adrenalinspiegel und wir bauten massiv ab. patrick schlief vor Erschöpfung ein. ich kämpfte noch mit Mücken, dämmerte aber auch mehr und mehr weg. Meine Füße waren voller Schlamm und kleinen Steinen, sie schmerzten mehr und mehr. Aber an ein Ausziehen der Stiefel war nicht zu denken.

Die Etappe schien es in sich zu haben. Während unserer Wartezeit, kamen nur relativ wenige fahrzeuge vorbei. Die Wasserlöcher hinter uns dürften mehr und mehr ausgefahren sein, so unsere Vermutung. Anspruchsvolle Navigationskurse würden sicher für einige Teams zur Herausforderung werden.

Irgendwann kam der MAN 4x4 und nach einer Stunde Aufladeversuche, war der range endlich oben und es folgte ein kleines Hilight. Ich vorne als Beifahrer, Patrick im Rallyerange oben auf dem KAT - beide die Fahrt gen Camp genießend. Schöner Ausblick und die Hoffnung auf baldige Nachtruhe. Schade um die verlorene Etappe, aber es gab leider wirklich keine Chance, aus eigenem Antrieb weiter zu fahren. Die spätere Diagnose bestätigte unsere Vermutung, dass es im verteilergetriebe die Hauptwelle abgeschert hatte.

Und man mag es für einen Zufall oder Wunder halten. Richard68 und sein Vater waren dieses Jahr als Service mit dabei und hatten uns vorher ein altes NP231 VTG spendiert. Und genau das rettete uns jetzt die Rallye.

Während unser Service bis spät in die Nacht schraubte, ereilte mich noch ein hexenschuss. Ein tolles Gefühl, als würde einem jemand ein Messer in den Rücken stechen und schön rumrühren. Dank dem Rallyearzt, den man mir mehr als dringend nahe legte und Danis Vorhilfe mit Tabletten, konnte das dann soweit behandelt werden, dass ich wenigstens ins Bett kriechen konnte.

Am nächsten Morgen sollten wir um 9.22 Uhr starten. Erreichten den Start aber erst 10.22 Uhr, da das Verteilergetriebe noch etwas Zeit brauchte und der Schalthebel zickte. Dank unseres Services und einem langen Nachteinsatz, konnten wir wieder starten. Doch dazu morgen mehr.
 
 
 
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