Etappe 3 - Marathon

Ausschlafen in Recz - Gar nicht so einfach, wenn die Sonne im Inneren des Zelts fluffige 35 Grad anheizt und man nicht so ganz allein auf dem Campingplatz ist. Wir schliefen also bis irgendwie 9 Uhr, denn unsere Nacht begann auch erst kurz nach vier.

Die heutige Etappe hieß Marathon eins und führte vom etwa 45km entfernten Bren zurück nach Recz. Naja, nicht auf direktem Weg. Ein kleiner Umweg über Drawsko Pomorskie verlängerte die Strecke um einige Meter. Oder waren es Kilometer?

Na wie dem auch sei. Wir hatten genug zeit für die Vorbereitung und mussten erst Nachmittags am Start sein. So gabs ein gemeinsames Frühstück aus eigenen Vorräten, auch am Auto wurde etwas gebastelt. Kleinere Blessuren der letzten Etappe mussten behoben werden, nicht der Rede wert. Klar kann ich das so locker sagen, unser Service musste ja schuften. :-)

Auf gings dann gen Bren. Die Strecke führte uns vom Camp bei Glebokie über Recz und Chochzso (wie schreibt sich der Ort doch gleich?) nach eben Bren. Bren ist ein sehr kleiner Ort und auf unser groben Karten gabs den auch so erstmal nicht. Aber ein Anfahrtsroadbook half.

Gestartet wurde mitten im wald. Der erste Abschnitt wurde mit schnellen Waldetappen charakterisiert. Und so wars dann auch - Grafe raste wie ein vom Scorpion gestochener Kolibri und versuchte dabei beharrlich, Gil von Adventuregirousse auf Distanz zu halten. Das ist beim Kampf 180PS (wir) gegen 280 Ps (er) gar nicht so einfach, gelang aber faszinierenderweise bis zum Zwangsstop vor einer Strasse.

Gil kam vor zu uns und adelte den nun gleich erötenden Grafe mit den Worten "You are a very good driver". - Die nächsten 30min wandelte Grafe nun auf Wolke sieben, während die polnische Polizei die Rallye erstmal gestoppt hatte. Grund: Förster war verwirrt. Der Neustart dauerte etwas und wir hatten Zeit, Sonne zu tanken und noch mit anderen Teilnehmern zu plaudern.

Weiter gings mit Schmackes durch die Pampa und schon kam die erste Flussquerung. Ich schrieb da schonmal was zu. Wir standen brav ne halbe Stunde an bis wir merkten, dass das die "ich drück mich erstmal" Schlange war. Also vorgefahren, angestellt in die "jetzt will ichs wissen" Reihe und mit feuchten Füssen locker durch den Fluss gekachelt. Bis dahin, lief es absolut prächtig.

https://www.youtube.com/watch?v=mLvw4tu37fM (das Video dazu)

Naja - Dann kam ein Sumpf am Rande eines Sees. Letztes Jahr blieb hier nur das Kabel 1 Team kurz stecken und die meisten anderen kamen im ersten Anlauf durch. Aber nicht so dieses Jahr. Erhöhte Pegel und Regen führten zum Schlammkampf Deluxe. Geplante Zeit für Querung: Mehr als eine Stunde. Wir suchten uns einen eigenen Weg hinterm dem zweiten GZR Rallye G aus Dresden. Selbiger kam erst gut voran, verendete dann aber leider direkt vor uns. Der Weg nach vorne also dicht. Mittlerweile gabs ein herrliches Sommergewitter, was mich dazu brachte, mich meines Hemdes zu entledigen und auch auf die Brille zu verzichten. Wir standen wirklich etwas da wie begossen Pudel, während die wolkenbruchartigen Schauer die Schlammrillen weiter mit Wasser füllten. Hatten bisher alleine eine Stunde gebraucht, um uns die paar Meter dorthin zu winchen. Das Moor so tief, dass ich zwischenzeitlich mit einem Seil von Grafe rausgezogen werden musste. Es saugt einfach und man steckt fies fest. Nicht dass es tiefer geht - nein. Aber so ein Brocken wie ich sitzt dan mit einer Haltekraft fest, da hat man kaum eine Vorstellung von. Wir entschieden uns für den Rückzug. Es dauerte etwa anderthalb Stunden mit beiden Winden und etlichen Mannövern zwischen diversen Bäumen, bis der Range wieder auf eigenen Rädern fahren könnte. Wir haben unsere beiden Warn Winden geknutscht, denn die haben "über-wind-liches" geleistet.

Erster Gedanke: Umfahren vom Loch..Klick klick...Ach Scheiss drauf, wir nehmen die Hauptstrecke. Da kam zwar niemand mehr alleine durch, aber die LKWs am anderen Ende halfen sich gegenseitig und wir taten uns mit dem Bräunsdorfer Mog Team zusammen um auch einen Paten zu haben, der uns durchzieht.

Als es dann soweit war, standen wir doch nochmal 20min im Hauptloch, da doch mehr Autos Bergehilfe brauchten. Unser Range nebelte weiss wie ein Zauberer im Morgengrauen. Das sollte aber eher der undichte Auspuff und reinlaufendes Wasser sein. Als Navigator lief ich vor und klatschte nochmal auf voller Länge in den Dreck. Nettes Feeling, inzwischen sah ich aus wie eine echte Nacktschnecke.

Man zog uns durch - und es folgte eine Bestandsaufnahme des nunmehr seltsam klingenden Gefährts. Motorraum eine Schlammschlacht, Keilrimen Lima auf Links und runter, Auto innen komplett verschlickt, wir komplett durchnässt und am Frieren.



Nach einer Stunde:


War sogar noch etwas trocken


Nun nicht mehr - und später


Man mag und Drückeberger nennen, aber wir wollten die Rallye insgesamt noch weiter fahren. Möglichst gesund und mit heilem Fahrzeug. Deshalb entschlossen wir uns, die Etappe abzubrechen und ins Camp zu fahren...Genau das taten wir auch. Somit endet die heute Geschichte ungewohnt unspektakulär....
 
 
 
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